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Ratgeber

Elektromagnete für ein flexibles Magnetfeld

Magnete gehören zu den faszinierendsten Objekten in Elektrotechnik und Elektronik. Die von ihnen erzeugten Felder bilden die Grundlage für zahlreiche Anwendungen, sowohl im Alltag als auch in gewerblichen Bereichen. Während Permanentmagnete ihre Kraft ununterbrochen zur Verfügung stellen, sind Elektromagnete nur beim Anschluss an eine Stromquelle wirksam. In unserem Ratgeber erfahren Sie deren grundsätzliche Funktion und lernen Typen und Bauformen kennen. Wir geben Ihnen außerdem Tipps für die Beschaffung.



Wie funktionieren Elektromagnete?

Das Grundkonzept eines Elektromagneten basiert auf einem einfachen Prinzip: Fließt elektrischer Strom durch einen Leiter, bildet sich um ihn herum ein schwaches Magnetfeld.

Wird der Leiter – zum Beispiel ein flexibler Draht – zu einer Spule gewickelt, konzentriert und verstärkt sich das Magnetfeld. Erheblich erhöhen lässt sich der magnetische Fluss durch einen Spulenkern aus ferromagnetischem Material. Die bekanntesten sind Eisen, Cobalt und Nickel sowie deren Legierungen.

Abhängig ist die Anziehungskraft eines Elektromagneten aber auch von der Stromstärke, das heißt, je größer der Strom, desto ausgeprägter die Feldlinien und stärker das Magnetfeld. Da jedoch ein Teil des Stroms aufgrund des elektrischen Widerstands in den Drähten in Wärme umgewandelt wird, kann zu viel Strom die Spule gefährlich erhitzen.

Größter Vorteil eines Elektromagneten gegenüber einem Permanentmagneten: Die magnetische Anziehungskraft lässt sich präzise steuern – vom kompletten Abschalten bis zur maximal möglichen Leistung. Dazu ist lediglich die Stromzufuhr entsprechend anzupassen.



Typische Einsatzbereiche von Elektromagneten

Elektromagnete werden heute überall dort eingesetzt, wo ein flexibles Magnetfeld erforderlich ist. Dazu gehören zum Beispiel magnetische Aufzeichnungs- und Datenspeichergeräte wie Videorekorder und Festplatten aber vor allem elektromagnetische Aktoren. Darunter sind Antriebe zu verstehen, die elektrische Energie in mechanische Arbeit umwandeln, meist über Hebel, Gestänge oder Getriebe. Typische Anwendungen sind hier Magnetschlösser, elektrische Klingeln oder Relais sowie zahlreiche Ventil-Baugruppen in der Hydraulik und Pneumatik. 

Elektromagnete finden sich zudem in Magnet-Hebern, die schwere Gegenstände durch magnetische Anziehung anheben, oder in Magnet-Abscheidern zum Aussortieren ferromagnetischer Metalle aus Schrotthalden oder beim Recycling. Aufgrund ihrer Fähigkeit, sehr starke Magnetfelder zu erzeugen, werden supraleitende Magnete häufig in wissenschaftlichen und medizinischen Geräten eingesetzt. Supraleitung bedeutet, dass der elektrische Widerstand des Magneten bei extrem tiefen Temperaturen nahezu aufgehoben wird. Mit solchen Elektromagneten arbeiten Magnetresonanztomographen in Krankenhäusern und wissenschaftliche Instrumente wie Kernspinresonanzspektrometer, Massenspektrometer und auch Teilchenbeschleuniger.



Typen und Bauformen von Elektromagneten

Grundsätzlich zu unterscheiden sind Typen mit und ohne beweglichen Spulenkern. Bei Elektromagneten mit beweglichem Kern lässt sich dieser direkt als Aktor verwenden. Dabei wird der Kern aus der Spule herausgedrückt beziehungsweise hineingezogen. Verantwortlich dafür ist die sogenannte Reluktanzkraft, die einen möglichst kleinen Luftspalt zwischen Spule und Kern zu erreichen versucht, um damit den magnetischen Widerstand zu verringern. Es gibt auch Elektromagnete, bei denen der Kern im stromlosen Zustand durch eine Feder fixiert ist, die erst bei Stromzufuhr ihre Position ändert. Die Bewegung lässt sich jeweils unmittelbar in mechanische Arbeit umsetzen.

Klassische Elektromagnete verfügen dagegen über keinerlei bewegliche Teile. Sie bestehen aus einer Spule mit oben und unten offenem Eisenkern. Der Kern wird erst dann magnetisch, wenn die Spule von Strom durchflossen ist. Häufige Bezeichnungen für diese Art Elektromagnet sind Hub, Haft- oder Topfmagnet. Es gibt sie in zahlreichen Größen, in zylindrischer oder rechteckiger Form, ausgestattet mit Gewindebohrungen oder Schraubanschlüssen.

Ein gewisser Nachteil aller Elektromagnete: Sie benötigen zur Funktion laufend elektrische Energie. In den weitaus meisten Fällen ist dies kein Hindernis, zum Beispiel bei der Verwendung als Hubmagnet innerhalb von Produktionsanlagen. Wird die Magnetfunktion allerdings dauerhaft mit möglichst geringem Energiebedarf benötigt und soll nur in Notfällen aufgehoben werden – wie zur Entriegelung von Flucht- oder Feuerschutztüren, bieten sich sogenannte Pemanentelektromagnete an. Sie enthalten in der Regel einen Permanentmagneten zum Beispiel aus Neodym mit großer Magnetkraft, besitzen aber auch eine Spule. Wird diese mit Strom versorgt, erzeugt sie ein gleich starkes, aber dem Permanentmagneten entgegengesetztes Magnetfeld. Die magnetischen Feldlinien heben sich gegenseitig auf, die Magnetkraft erlischt. In vielen Sicherheitsbereichen ist dieses Verhalten hoch willkommen, da durch einen Stromausfall alle so gesicherten Türen automatisch entriegelt werden.



Auswahlkriterien für die Beschaffung von Elektromagneten

Die Beurteilung, ob ein Elektromagnet für den geplanten Zweck geeignet ist, hängt von zahlreichen Faktoren ab. Der wohl wichtigste ist die Art der zu haltenden ferromagnetischen Objekte und Materialien. Objekte aus millimeterdickem Stahl oder Eisen mit glatter und ebenmäßiger Oberfläche haften erheblich besser an einem Magneten als raue, lackierte oder verschmutzte Gegenstände mit wenig Kontaktfläche. Entsprechend ist die Haltekraft des Magneten auszuwählen. Sie wird üblicherweise in Newton oder Kilogramm angegeben.

Das Newton – Symbol N – ist die vom Internationalen Einheitensystem abgeleitete Einheit der Kraft. Ein Newton ist demnach die Kraft, die erforderlich ist, um ein Kilogramm Masse mit einer Geschwindigkeit von einem Meter pro Sekunde zum Quadrat in Richtung der einwirkenden Kraft zu beschleunigen. Das Kilogramm dagegen ist eine Gewichtskraft und abhängig von der gravitativen Beschleunigung, die auf der Erde durchschnittlich 9,81 Meter pro Sekunde zum Quadrat beträgt.

Eine Masse von 1 Kilogramm entspricht auf der Erde der Kraft von 9,81 Newton. Für die Umrechnung wird das Kilogramm einfach mit 9,81 multipliziert. So besitzt ein Elektromagnet mit einer Masse von 10 Kilogramm eine Haltekraft von rund 98 Newton. Umgekehrt kann ein Hubmagnet mit einer Haltekraft von 500 Newton ein Gewicht von etwa 51 Kilogramm tragen.

Wichtig: Die in den technischen Daten angegebenen Werte basieren durchgängig auf Tests mit einer 10 Millimeter dicken und glatt polierten Stahlplatte und sollten in der Praxis entsprechend relativiert werden. 

Wichtig für die Stromversorgung des Elektromagneten sind auch die notwendige Spannung und die elektrische Leistung. Erstere liegt überwiegend bei 12 oder 24 Volt Gleichspannung, die Leistung hängt von der Dimension der Spule ab und liegt zum Beispiel bei einem Permanentelektromagneten mit 1900 Newton bei rund 45 Watt, die allerdings aufgrund der Wärmeentwicklung in der Spule nur kurzfristig zur Verfügung stehen sollten.



Was bedeutet bei einem elektrischen Magneten die Rechte-Hand-Regel?

Diese Regel gibt die Richtung eines der drei Parameter Magnetfeld, Stromstärke und Kraft an, wenn die Richtung der beiden anderen Parameter bekannt ist.

Halten Sie die rechte Hand so, dass der erste Finger, der zweite Finger und der Daumen im rechten Winkel zueinander stehen. Wenn der Zeigefinger die Richtung der Kraftlinie darstellt, zeigt der Daumen in die Richtung der Bewegung oder der aufgebrachten Kraft, der zweite Finger zeigt in die Richtung des induzierten Stroms.