Ratgeber
Nicht nur Privatleute spielen immer mehr mit den Gedanken sich ein Elektroauto anzuschaffen. Auch Fuhrparkverantwortliche denken immer stärker über E-Mobilität nach. Denn die Betriebskosten, als auch die Ökobilanz macht Elektrofahrzeuge für Firmen immer attraktiver. Zudem sind die Einsatzzeiten bzw. die Fahrstrecken von Firmenfahrzeugen viel leichter planbar, als bei Privatfahrzeugen.
Doch wer sich überlegt, eventuell Autos mit Elektroantrieb in den Fuhrpark zu holen, muss sich auch über die notwendigen Lademöglichkeiten Gedanken machen.
Ein Auto mit Elektroantrieb wird mit Strom aus der Steckdose geladen. Allerdings ist das nicht ganz so einfach. Denn eine „normale“ Schutzkontakt-Steckdose im Haus liefert nur eine begrenzte Energiemenge.
Bei einer Spannung von 230 V und einem maximalen Strom von 16 A ergibt das eine Leistung von 3.680 W (Watt) oder rund 3,7 kW (Kilowatt).
Für den Betrieb eines Wasserkochers, Ölradiators, Heizlüfters oder sonstigen Verbraucher ist die Steckdosenleistung allemal ausreichend.
Aber für das Laden eines Elektroautos ist das eher etwas wenig. Im Notfall würde es funktionieren, aber der Ladevorgang dauert dann entsprechend lange.
Hinweis:
Bei einem Fahrzeug mit einem 41 kWh Akku kann man mit rund 16 Stunden Ladezeit rechnen, wenn die Ladestation an einer Steckdose mit 3,7 kW angeschlossen ist.
Was für einen Privatmann eventuell noch akzeptabel erscheint, ist für den gewerblichen Einsatz absolut indiskutabel. Um den Akku schnell wieder mit elektrischer Energie zu befüllen, muss die Ladeleistung deutlich erhöht werden.
Eine Wallbox oder auch Ladestation hat verschiedene Aufgaben, die zuverlässig erfüllt werden müssen:
Bereitstellung der Ladeleistung
Im Gegensatz zu einer Steckdose kann eine Ladestation eine viel höhere Ladeleistung zur Verfügung stellen. Bei entsprechender Installation ist eine maximale Ladeleistung von bis zu 22 kW möglich. In diesem Fall würde sich die Ladezeit eines 41 kWh Akkus auf ca. 2,4 Stunden verkürzen.Die Information, wieviel Leistung die Ladestation zur Verfügung stellt, wird beim Anschluss des Ladekabels an das Ladegerät im Elektroauto übermittelt. Dadurch ist sichergestellt, dass das Fahrzeug den Elektroanschluss nicht überlastet.
Bereitstellung der Anschlussmöglichkeit
Das was an der Zapfsäule der Tankschlauch mit dem Zapfhahn ist, ist bei der Wallbox das Ladekabel mit dem Anschlussstecker. Bei einer Ladeleistung von bis zu 22 kW müssen die Steckkontakte und Leitungsquerschnitte entsprechend groß dimensioniert sein. Somit werden unnötige Übergangswiderstände und damit verbundene Verluste zuverlässig vermieden.
Bediensicherheit gewährleisten
Einen Wasserkocher oder einen Heizlüfter kann man jederzeit problemlos vom Stromnetz abstecken. Selbst wenn er sich gerade in der Aufheizphase befindet und der maximale Strom fließt. Bei einem Auto mit Elektroantrieb ist das wegen der hohen Ladeströme weniger ratsam. Deshalb unterbricht die Ladestation den Stromfluss sofort, wenn die Datenverbindung zum Elektroauto unterbrochen wird. Dabei sind die Ladestecker so konstruiert, dass erst die Daten-Steckverbinder geöffnet werden, bevor die Ladestrom-Steckverbinder getrennt werden.
Die Wallbox muss dort installiert werden, wo auch später das Elektrofahrzeug stehen wird.
Im Idealfall informiert man sich im Vorfeld, wo sich die Ladeeinrichtung am Fahrzeug befindet. Dann kann direkt daneben die Wallbox an die Wand geschraubt werden.
Falls das Elektrofahrzeug nicht in einer Garage oder unter einem Dach neben dem Haus steht, muss die Ladeeinrichtung an einer Säule montiert werden.
In diesem Fall muss die Wallbox die erforderliche IP-Schutzart (z.B. IP54) aufweisen.
Den elektrischen Anschluss muss ein Fachmann durchführen, der mit den einschlägigen Vorschriften, Normen und Vorgehensweisen vertraut ist.
Wichtig ist, dass die Wallbox direkt im Sicherungskasten angeschlossen werden muss. Zudem müssen geeignete Fehlerstrom-Schutzschalter (FI-Schalter Typ A EV oder Typ B) und Leitungsschutzschalter (LS) verbaut werden.
Wichtig:
An der Stromleitung für die Wallbox dürfen keine weiteren Verbraucher oder Steckdosen angeschlossen werden.
Die Bedienung einer Wallbox ist ebenso einfach wie ein Tankvorgang an der Zapfsäule. Entweder ist an der Ladestation bereits ein Kabel mit einem Typ 2 Ladestecker angebracht oder es ist eine Steckdose Typ 2 für ein entsprechendes Ladekabel vorhanden.
Ein Ladekabel mit Typ 2 Stecker sollten in E-Fahrzeugen grundsätzlich immer mitgeführt werden, um auch an einer öffentlichen Elektroauto-Ladestation das E-Auto aufladen zu können.
Nachdem das Fahrzeug mit der Wallbox verbunden ist, kann der Ladevorgang starten. Die Höhe des Ladestromes wird dabei automatisch zwischen der Wallbox und dem Ladegerät im Fahrzeug geregelt.
Alternativ dazu kann auch ein Lastmanagement betrieben werden, wenn in einem Fuhrpark mehrere Elektroautos gleichzeitig geladen werden sollen.
Um das unberechtigte Laden zu vermeiden, gibt es Wallboxen, die per RFID-Transponder (Radio Frequenz Identifikation) oder Schlüsselschalter entsperrt werden können.
Wieso reicht ein Fehlerstromschalter Typ A nicht aus?
Da beim Laden eines Elektroautos glatte Gleichfehlerströme auftreten können, muss der Fehlerstromschalter eine DC-Fehlerstromerkennung aufweisen.
Warum muss der Netzbetreiber informiert werden?
Wenn eine Ladestation mehr als 12 kW Ladeleistung aufweist, hat sie einen hohen Strombedarf. Dieser ist zwar zeitlich begrenzt, liegt aber deutlich über dem der „normalen“ Stromverbraucher. Aus diesem Grund muss beim Netzbetreiber abgeklärt werden, in wieweit dieser Bedarf gedeckt werden kann ohne die Stabilität des Stromnetzes zu beeinträchtigen.
Können E-Autos auch an PV-Anlagen geladen werden?
Ja, und das ist sogar lukrativ. Denn der selbsterzeugte Strom einer Solaranlage ist wesentlich kostengünstiger, als der vom Netzbetreiber bezogene Strom. Und bei den immer geringer werdenden Einspeisevergütungen ist es besser den Strom zum Laden eines E-Autos zu nutzen, als ihn für kleines Geld an den Netzbetreiber zu verkaufen.
Darf man die Installation einer Wallbox auch selber durchführen?
Da die Installation einen massiven Eingriff in die Elektroinstallation darstellt, sind der Anschluss und die Inbetriebnahme von einem Fachmann durchzuführen. In wieweit Eigenleistungen, wie z.B. beim Kabelverlegen, möglich sind, ist mit dem jeweiligen Elektriker abzusprechen.