Interview mit Ralf Bühler, CEO Conrad Electronic
„Stetiger Prozess des Noch-Besser-Werdens“
Veröffentlicht: 06.10.2025 | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Mangelnde Wirksamkeit? Zu wenig Transparenz? Einfach nur Greenwashing? – Nachhaltigkeitsinitiativen sind aktuell immer wieder in der Kritik. Auch seitens der Europäischen Union werden Stimmen lauter, Berichtspflichten zu überarbeiten oder gar zu lockern. Conrad Electronic lässt sich von diesen Entwicklungen nicht beeinflussen und fühlt sich unverändert einer sozial und ökologisch verantwortungsvollen Unternehmensführung verpflichtet, wie CEO Ralf Bühler bestätigt.
InnoNews: Das Ergebnis einer aktuellen Nachhaltigkeitsinitiative bei Conrad halten all diejenigen, die die Innovation News als Printversion lesen, aktuell in ihren Händen. Was ist neu?
Im Unterschied zu manch anderer Aktion im Bereich Nachhaltigkeit ist diese Maßnahme tatsächlich konkret greifbar. Die aktuelle Ausgabe unseres Kundenmagazins ist nämlich erstmals auf recyceltem FSC®-Papier, also 100 % Altpapier, gedruckt. Wenn man bedenkt, dass die Nettowaldfläche weltweit um rund 0,2 % pro Jahr zurückgeht, was etwa der Fläche Portugals entspricht, ein wichtiger und richtiger Schritt.
InnoNews: Welche Meilensteine mit Blick auf die ESG-Kriterien (Environmental, Social & Governance) hat Conrad bereits erreicht?
Seit 2006 verpflichten wir uns als EMAS-zertifiziertes Unternehmen zu einer freiwilligen kontinuierlichen Verbesserung unserer Umweltleistung über gesetzliche Anforderungen hinaus. Bereits 2021 haben wir, ebenfalls freiwillig, unseren ersten Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht. Der aktuellste für das Jahr 2024 ist vor Kurzem erschienen und wir sind stolz, erstmalig eine vollständige Bilanz des CO₂-Fußabdrucks unserer kompletten Organisation zur Verfügung stellen zu können. Des Weiteren sind wir seit Anfang des Jahres Träger der EcoVadis-Medaille in Bronze und haben uns im November 2024 öffentlich zu den Pariser Klimazielen bekannt.
InnoNews: Was denken Sie: Wird der Prozess hin zum ökologisch und sozial verantwortungsvollen Unternehmen jemals komplett abgeschlossen sein?
Ich würde es so formulieren: Wir haben bei Conrad – auch dank eines äußerst engagierten Teams, das bei uns das Thema verantwortet – schon viel erreicht und somit wichtige Eckpfeiler gesetzt. Dennoch dürfen wir uns auf diesen Lorbeeren nicht ausruhen. Es gibt immer wieder Stellschrauben zu drehen, Erreichtes anders zu justieren und neue, wenngleich vielleicht auch kleinere Optimierungen in Gang zu setzen. Wir befinden uns also in einem stetigen Prozess des Noch-Besser-Werdens.
InnoNews: Können Sie ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern und uns von ein paar Projekten in der jüngsten Vergangenheit berichten?
Na klar, sehr gern. Wir haben beispielsweise die Anzahl an E-Autos in unserem Fuhrpark in den vergangenen zwei Jahren mehr als verdoppelt und beziehen, weil es in unseren Augen nur so Sinn macht, ausschließlich Ökostrom. Die Artikel mit Umweltvorteilen für unsere Kunden kennzeichnen wir transparent und konnten in unserem Online-Shop die Anzahl an Produkten mit Umweltsiegeln wie dem Blauen Engel nochmals um 23 % steigern. Und nach wie vor verzichten wir bei Produkten mit eigener Markenhoheit konsequent auf Plastikverpackungen. Stattdessen setzen wir auf umweltfreundliche Alternativen wie Kartonage und starten auch damit eine Reise zu mehr Nachhaltigkeit in unserem Sortiment.
InnoNews: Auch das Conrad Logistikzentrum tut einiges, um das Unternehmen beim Erreichen seiner Nachhaltigkeitsziele zu unterstützen?
Auf jeden Fall. Bereits seit einiger Zeit haben wir in unserer Logistik Papierknüllmaschinen im Einsatz, um eine homogene Verpackung aus einem Werkstoff zu ermöglichen und so die Entsorgung einfacher und nachhaltig zu gestalten. Seit Ende Juni läuft außerdem unsere neue Fit2Size-Verpackungsmaschine auf Hochtouren, die bei rund der Hälfte unseres Paketvolumens im Großformatbereich zum Einsatz kommt. Die Maschine reduziert überflüssige Luft in Paketen und sorgt für weniger Abfall, indem jeder Karton maßgeschneidert an den Inhalt angepasst wird. Überschüssiges Füll- und Verpackungsmaterial entfällt damit komplett. Ein signifikanter Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit, der sowohl Materialverbrauch als auch Transportvolumen deutlich reduziert.
Die Fit2Size-Verpackungsmaschine: Die maßgeschneiderte
Verpackung für den Versand sorgt für weniger Füllmaterial
InnoNews: In einem Podcast haben Sie gesagt, dass Nachhaltigkeit bei einfachen Dingen beginnt. Was genau meinen Sie damit?
Damit meine ich, dass schon kleine Aktionen den Unterschied machen können. Oft geht es sogar einfach nur um einen Anstoß, um ein Bewusst- und Aktivwerden. Im Rahmen eines „Digital Cleanup Day“ haben unsere Mitarbeitenden deshalb ihre Rechner entrümpelt und Speicherplatz im Sinne einer gewissenhaften Energienutzung freigegeben. Im September folgte dann unser physischer Cleanup Day: Über zwei Tage hinweg haben Conradianer*innen in ihrer Arbeitszeit Müll gesammelt – in der Gemeinde Hirschau, in der sich unser Headquarter befindet. Insgesamt sind dabei 110 kg Müll zusammengekommen. Eine Aktion, die sich also definitiv gelohnt hat.