Entdeckendes Lernen » Erklärung & Umsetzung der Methode

Aktivierende Wissensvermittlung durch innovative Lehrraumausstattung

Veröffentlicht: 20.04.2022  |  Lesedauer: 8 Minuten

Entdeckendes Lernen im offenen Unterricht gilt unter Lernforschern als Unterrichtsprinzip der Zukunft. Setzen Sie als moderne Bildungseinrichtung ein Zeichen, dass Sie entdeckende Pädagogik ernst nehmen. Demonstrieren Sie durch ein zukunftsorientiertes Lernraum-Instrumentarium, dass Sie der Modernisierung im Bildungsbereich gegenüber aufgeschlossen sind. Damit geben Sie Schülerinnen und Schülern, Lehrpersonal und Eltern Anreize, sich für Ihre Einrichtung zu entscheiden.

Unser Ratgeber gibt Empfehlungen, wie Sie die Weichen für zukunftsorientiertes Lernen auf Basis entdeckender Methoden, innovativer Raumkonzepte und einer optimalen technischen Ausstattung stellen.



Welchen Rahmen braucht der Unterricht von morgen?

Wissen ist eine der wichtigsten Säulen unserer globalisierten Gesellschaft. In den vergangenen Jahrzehnten hat die Bedeutung von Wissen im Vergleich zu anderen gesellschaftlich und wirtschaftlich relevanten Faktoren rasant zugenommen. Die Menge an Informationen führt zu einer Wissensexplosion und der Anteil wissensintensiver Produkte und Dienstleistungen wächst. Wissen ist heute leicht verfügbar, doch es veraltet schnell.

Bildung als Grundlage von Wissen ist für eine moderne Wissensgesellschaft die zentrale Herausforderung mit hoher Dynamik. Bildung wird digitalisiert und findet auf zahlreichen Kanälen statt. Neues Lernen erfordert eine digitale Bildungstransformation in der Schule, bei der beruflichen Aus- und Weiterbildung und im Studium.

Zwar führt ein digitaler Systemwechsel nicht automatisch zu einer pädagogischen Revolution, doch er ist Schlüssel und Erfolgskriterium für Bildungseinrichtungen, um die neuen Lernherausforderungen zu meistern. Ziel ist eine aktivierende Wissensvermittlung mit mehr Eigenverantwortlichkeit und Eigeninitiative, Kollaboration und Teilhabe.



Weshalb Bildungseinrichtungen jetzt handeln sollten?

Der schulische Alltag ist geprägt vom traditionellen Frontalunterricht. Der Stoff wird in genau vorgegebenen Schritten vermittelt. Genauso konventionell ist die Klassenraumausstattung mit Tischen, Stühlen und Tafelflächen. Lehrerzentriertes Lernen erfolgt hauptsächlich linear. Es ist darauf ausgelegt, Wissen zu deponieren, damit es etwa zu Prüfungszwecken abrufbar ist. Anschließend gerät es größtenteils in Vergessenheit. Kompetenzentwicklung und Qualifikationserwerb durch kognitive Strukturen entstehen nur begrenzt – zeitgemäßes Lernen sieht anders aus.

Die digitale Revolution und der damit verbundene Wandel in der Arbeitswelt verlangen die Aneignung neuer Kenntnisse und somit Selbstlern-Kompetenz. Damit junge Menschen positiv und gestärkt in die Zukunft gehen, muss Lernen in bedarfsgerechten Strukturen mit neuen Unterrichtsformen stattfinden. Ziel ist es, den Graben zwischen schulischer Bildung und gesellschaftlichem Bildungsbedarf zu verkleinern.

Als ideal gilt ein kognitiver Weg, der Lernende zur eigenständigen Verarbeitung von Inhalten anregt und die subjektive Aneignung fördert. Als Schlüssel dient entdeckendes Lernen: Bei diesem Pädagogikkonzept lernen Kinder, Schülerinnen und Schüler weitgehend selbstständig. Der Lernprozess findet in einem handlungsorientierten Unterricht durch eigene Aktivitäten und kreatives Denken statt. Das macht den Wissenserwerb intensiver, nachhaltiger, motivierender – und allen Beteiligten mehr Spaß.

Möchten Sie Ihren Unterricht effizienter gestalten und die Lernerfolge steigern, sollten Sie erstens aktivierende Lehrmethoden einsetzen und zweitens die technischen Rahmenbedingungen für entdeckendes Lehren und Lernen schaffen.



Wie funktioniert entdeckendes Lernen?

Entdeckendes oder aktivierendes Lernen ist ein pädagogisches Prinzip zur Wissensaneignung durch Auseinandersetzen mit Aufgaben. Es ist zentraler Bestandteil moderner Bildungskonzepte. Ausgangspunkt ist die Erkenntnis, dass es unmöglich ist, Kinder und Jugendliche auf alle Probleme vorzubereiten.

Der Lernende soll durch einen aktivierenden Unterricht lernen, Problemlösungsstrategien zu entwickeln. Hierzu gehört die Fähigkeit, die Lösung einer Frage selbstständig anzugehen. Er eignet sich dabei Kompetenzen an, die er auf andere Bereiche adaptieren kann. Ziel des entdeckenden schulischen Lernens ist der Aufbau von kognitiven Strukturen. Lehrende und Lernende nehmen dabei neue Rollen ein.

Und so funktioniert die Methode: Lehrerinnen und Lehrer stellen ein Thema vor und definieren die Eckpunkte. Ideal sind Themen mit möglichst vielen offenen Problemsituationen. Die Richtung und Inhalte der Unterthemen bringen die Lernenden selbst ein. Sie entscheiden, in welcher Reihenfolge und Intensität sie sich mit einzelnen Aspekten beschäftigen. Dabei werden soziale Kompetenzen gefördert, da gemeinsame Ziele im Vordergrund stehen.

Die Lehrperson nimmt sich zurück und begleitet den Prozess. Sie gibt Anstoß und ermuntert zum Ausprobieren, Entdecken, Beobachten, Fragen, Verstehen und Darstellen. Besonders erfolgversprechend sind aktivierende Unterrichtsmethoden, wenn sie unterschiedliche Sinne ansprechen, den Stoff also über Sehen, Hören und Fühlen vermitteln. Dabei wird auf die individuellen Fähigkeiten und Eigenschaften der Lernenden eingegangen.

Lehrkräfte stehen beratend statt steuernd zur Seite. Sie thematisieren Lösungswege und analysieren Probleme gemeinsam mit den Lernenden. Sie formulieren Hypothesen, stellen Methoden vor und sammeln Daten, um diese zu belegen.



Für wen eignet sich entdeckendes Lernen?

Das eigenständige Verknüpfen von vorhandenem Wissen und gemachten Erfahrungen ist für alle Schulformen, Bildungseinrichtungen und Jahrgangsstufen relevant. Eigenverantwortliches Lernen erfolgt in der Regel in Teamarbeit und setzt Kommunikation und Kooperation in der Klasse voraus.

So kann entdeckender Unterricht aussehen: Die Schülerinnen und Schüler der 9. Klasse an einer Gesamtschule haben sich im MINT-Unterricht die Aufgabe gestellt, ein Miniaturgewächshaus zu entwickeln, das dem Stand der Sonne folgt.

Das Projektlernen beginnt mit einer Recherche im Internet, der gemeinsamen Auswertung in der Gruppe und der To-do-Verteilung an die Teampersonen entsprechend ihren Begabungen. Zweier- oder Dreier-Teams entwickeln die Einzelkomponenten, etwa die Glasflächen im optimalen Neigungswinkel, den App-gesteuerten Drehteller und die Temperatursensorik.

Die Arbeitsgruppen informieren regelmäßig über Zwischenstände und suchen bei Problemen in enger Zusammenarbeit nach Lösungsmöglichkeiten. Am Ende steht die Projektpräsentation mit einem Prototyp. Die Teilnehmenden ziehen Schlussfolgerungen und bewerten ihre Erkenntnisse.

Forschend-entdeckendes Lernen kann bereits im Kindergarten beginnen. Im Schulbereich ist das Konzept leicht in den Mathematikunterricht und in die naturwissenschaftlichen Fächer Physik, Biologie und Chemie integrierbar. Es ist im Prinzip in jedem Unterrichtsfach anwendbar. Auch im Fremdsprachenunterricht und in gesellschaftswissenschaftlichen Fächern ist eine entdeckende Auseinandersetzung vorteilhaft. Bei den Jüngeren steht gamifiziertes sowie immersives Lernen im Vordergrund. In höheren Jahrgangsstufen sind die Projekte deutlich komplexer und Theorieteile nehmen dementsprechend an Umfang zu.



Welche Auswirkungen ergeben sich für die Lehrraumausstattung?

Mit dem Bekenntnis zum Lernen durch Selbstkompetenz und Selbstorganisation allein ist es nicht getan. Wer forschend-entdeckende Unterrichtsformen etablieren möchte, muss dazu die Rahmenbedingungen bereitstellen.

Doch wie konkret lässt sich das Klassenzimmer zum impulsgebenden Ort machen, von dem aus entdeckendes Lehren umgesetzt wird?

Frontalunterricht bietet wenig Raum, Lernende durch selbstständiges Erforschen an ihrem Lernerfolg zu beteiligen. Klassenräume von heute sehen häufig noch fast genauso aus wie vor fünfzig Jahren.

Was es braucht, ist die Integration innovativer Lernelemente in eine digitale Infrastruktur und ein modernes Raumkonzept.

Digitale Transformation ist heute ohnehin eines der wichtigsten Themen im deutschen Schulkosmos. Mobile Endgeräte allein reichen nicht aus: Digitales Lernen sollte konzeptionell in den Schul- und Lehrkontext eingebunden werden. Da ist es ein großer Pluspunkt, dass exploratives Lernen und digitale Medien eine Idealkombination sind, denn digitale Medien unterstützen den entdeckenden Lernprozess.

Nun geht es darum, ganzheitliche Lösungen zu entwickeln und eine zeitgemäße digitale und räumliche Infrastruktur zu schaffen, die Lehrende und Lernende gleichermaßen unterstützt.



Wo sollten Sie bei der Lehrraumausstattung ansetzen?

Die Raumgestaltung und Raumausstattung hat Wirkung auf das Lernverhalten, die Motivation von innen heraus und auf soziale Kontakte. Sie beeinflusst damit alle Interaktions- und Kommunikationspunkte im Bildungsumfeld. Eine kreative Raumgestaltung und eine optimale Lernatmosphäre mobilisieren Lernende und fördern den Lernerfolg. Das Klassenzimmer mit guter Ausstattung hilft, selbst aktiv zu werden.

Die Fokussierung auf aktivierende Lehr- und Lernformen betrifft nahezu alle Fächer. Dementsprechend flexibel, vielseitig und offen sollten Klassenräume hinsichtlich wechselnder Methoden und Sozialformen sein. Denken Sie an fächer- und jahrgangsübergreifende Räume, die sich für Gruppenarbeiten in Deutsch und Geschichte ebenso gut eignen wie für Schülerexperimente in Chemie oder als Makerspace. Der feste Physikraum, das Chemielabor und die vielen einfallslos bestuhlten Standardzimmer sind ein Auslaufmodell.

Entdeckender Lehrraum stellt das nötige technische Equipment und relevanten Lehrmittel bereit. Wichtig für den pädagogisch-didaktischen Einsatz sind kurze Wege. Equipment, dass Nutzende erst umständlich herbeischaffen müssen, wird kaum Verwendung finden. Ebenso wichtig sind Ablageflächen und Stauraum für laufende Lernprojekte.



Was sind die Erfolgsfaktoren für kreative Klassenzimmer?

Damit aktiv-entdeckendes Lernen zum Erfolg wird, ist in technologischer Hinsicht eine klare Ausrichtung nötig. Stellen Sie Lehrkräften und Lernenden die richtige Hardware bereit. Orientieren Sie sich bei den Geräten und der technischen Ausstattung an gängigen Standards und gebräuchlicher Unterrichtssoftware.

Achten Sie auf die Qualität des Equipments: Schließlich können Lernende nur gute Lernerfolge erzielen, wenn sie gutes Werkzeug haben. 

Lassen Sie sich beraten: Jede Bildungseinrichtung hat eigene Bedürfnisse und ist daher nicht mit jeder technischen Lösung gleich gut bedient

Smartboards und digitale Präsentationstechnik

Für interaktives Arbeiten, digitales Präsentieren, Videokonferenzen, wechselnde Lernorte und hybriden Unterricht sind WLAN und digitale Tafellösungen ideal. Smartboards und digitale Präsentationstechnik (z.B. cAPPito, Digitale Flipcharts, Beamer oder Dokumentenkameras) anstelle von Kreidetafeln bestechen vor allem durch Darstellungsvielfalt für Lerninhalte. Sie profitieren von einer sehr guten Visualisierung, Rundum-Medienintegration, unbegrenztem Platz sowie leichter Aktualisierbarkeit. Obendrein stärkt die Technik die digitale Kompetenz der Lehrkräfte.

Makerspaces oder Mintspaces

Makerspaces und Mintspaces machen Lernstoff erlebbar. Sie sind der ideale Ort für kreatives Entdecken, gemeinsames Ausprobieren und praktisches Teamwork. Hier findet theoretisches Wissen praktische Anwendung. Rund um die Kernthemen Robotik, Coding, mechanische Konstruktionen, Löten, Foto- & Videotechnik, 3D-Druck und Design ist Freiraum für Neues.




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